Zeitenwende um 1500. Lebensspuren des schwäbischen Malers Jerg Ratgeb (1480 - 1526) im Bauernkrieg

Vortrag von Petra Daubek über die Lebensspuren des schwäbischen Malers Jerg Ratgeb im Bauernkrieg

Im voll besetzten Sandelsaal des Kirchberger Stadtmuseums führte Petra Daubek die BesucherInnen auf eine spannende Zeitreise in den Epochenumbruch zwischen Mittelalter und Neuzeit um 1500.  Von diesem Spannungsfeld war das Leben des Künstlers Jerg Ratgebs (1480 -1526) geprägt. Spätmittelalterliche Strukturen waren die Lebensrealität. So schränkte die Leibeigenschaft seiner Ehefrau die Bewegungsfreiheit der Familie erheblich ein, trotz zahlreicher Eingaben war der Grundherr nicht bereit, sie in die Freiheit zu entlassen. Gleichzeitig entstanden neue Gedanken, die Dogmen der Kirche und der Religion wurden hinterfragt, was auch Einfluss auf Jerg Ratgeb gehabt haben muss. Petra Daubek zeigte dies am Herrenberger Altar, der sich heute in der Stuttgarter Staatsgalerie befindet. Ratgeb hat darauf die Geschehnisse um die Passion Christi sehr lebendig, in einem drastisch-expressiven Stil dargestellt, was manchen Betrachtern der damaligen Zeit als Provokation erschienen sein dürfte. 1525 kam es im süddeutschen Raum zu Bauernaufständen, auch vor Stuttgart lag ein „Bauernhaufen“. Jerg Ratgeb war zu diesem Zeitpunkt Ratsherr der Stadt Stuttgart. Als er erfuhr, dass die Bauern vom Anführer des Schwäbischen Bundes, Truchsess von Waldburg-Zeil, in einen Hinterhalt gelockt werden sollten, stellte er sich an ihre Seite. In der Schlacht von Böblingen wurden die Bauern verheerend besiegt. Nach einer missglückten Flucht wurde Jerg Ratgeb verhaftet, gefoltert und in einem Prozess wegen Hochverrat zum Tod verurteilt. 1526 wurde er auf grausame Weise durch Vierteilung hingerichtet. Zum Abschluss stellte Petra Daubek die Frage, warum Ratgeb dermaßen hart bestraft wurde, härter als andere Beteiligte. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass er als Künstler wenig Rückhalt in den bürgerlichen Kreisen und damit keine Fürsprecher hatte.